Helgoland, Tag 5
Habe ich gehofft, das Schiff würde nicht fahren? Habe ich wohl. Morgens gucke ich als erstes alle relevanten Webseiten durch, aber nirgends steht was. Um Punkt neun Uhr schalte ich eine Webcam am Hamburger Hafen ein und sehe den Katamaran losfahren. Also Koffer packen, während es draußen schüttet wie aus Kübeln. Eigentlich wollten wir heute noch auf die Düne. Ob das noch was wird?
Es hört auf zu regnen, wir gehen erstmal Schnaps kaufen (Steuerfrei! Zollfrei!) und es wird langsam heller. Auf dem Weg zur Dünenfähre sehen wir die Seebäderschiffe eintreffen – wenn man sonst so übers Meer guckt, sieht man ja nicht wirklich, wie hoch die Wellen sind, aber die Schiffe: ach Du Scheiße. Wenn ich das mal so sagen darf. Es sieht aus, als würden sie meterhoch vorne hochgehen und dann wieder runterstürzen, die Gischt spritzt bis über das Schiff hinaus. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung, dass das Schiff nicht fährt, und der Angst, dass es doch fährt und ich … aber nein, ich werde ja nie seekrank, das eine Mal war die Ausnahme, die die Regel bestätigt, und dieses Erlebnis
habe ich in meinem Buch verarbeitet
(yeah, das wollte ich schon immer mal sagen), damit bin ich also fertig. Ab sofort werde ich nicht mehr seekrank, niemals, ich doch nicht.
Wir laufen um die Düne, die Sonne kommt raus, wir gucken mal wieder nach den Robben, die heute eindeutig aggressiv sind, sie kloppen sich, beißen und jagen einander, das muntere Robbenkindermachen von vorgestern scheint vergessen. Irgendwelche Seevögel (Basstölpel? Kormorane? Sie sind zu weit weg) fliegen imposante Fischfangmanöver, ein paar Flügelschläge nur über dem Wasser, dann Sturzflug und zack! haben sie einen Fisch. Wir gucken und gehen weiter, und da ist das Meer und das Blau und der Wind und das Wasser und überhaupt. Wir werden immer stiller, weil das ja auch alles genügt und man nichts sagen muss. Ich ziehe mir Schuhe und Strümpfe aus und gehe mit den Füßen ins Wasser, das muss so, und es ist toll.
Zum Abschluss landen wir, wie sich das gehört, im Dünenrestaurant, und zwar draußen, wie sich das gehört, und essen Pommes und trinken Bier und Apfelschorle, und dann muss ich am Ende ein bisschen aufpassen, dass ich nicht doch tatsächlich ein Tränchen verdrücke. Denn ich muss gehen und das Schiff kriegen, das möglicherweise ganz grauenhaft schaukeln wird, aber die Reisebegleitung und ihre Liebste bleiben noch einen Tag, und jetzt bleiben sie natürlich auf der Düne sitzen, und ich fahre allein zurück. Am Hotel treffe ich glücklicherweise noch Iris, die mich spontan zum Schiff bringt, was wirklich deutlich netter ist, als ganz allein zu gehen.
Die Bedienung auf dem Schiff sagt, es wird nicht so schlimm mit der Schaukelei. Zurück sei es nie so schlimm wie hin. Ich setze aber noch eine Reihe dramatischer Tweets ab, denn kaum sind wir aus dem Helgoländer Hafenbecken raus, kippen wir seitlich in ein Wellental, und ein Stapel Geschirr stürzt vom Tresen und geht zu Bruch. Ich sitze gleich daneben und denke, das fängt ja gut an. Tatsächlich war das aber auch schon das Schlimmste, es schaukelt noch bis Cuxhaven, macht aber nichts. Also, mir nicht. Ich bin ja bekanntermaßen seefest. Nur, wenn es nach Kotze riecht, dann finde ich es kurz mal schwierig, aber das finde ich auch ohne Geschaukel. Und so bin ich nun also wieder zu Hause, wo es auch schön ist. Aber da auf der Düne in der Sonne hätte ich schon auch noch eine Weile sitzenbleiben können. Im Gesicht merke ich die Sonne noch ein bisschen, das ist schön.
Mit bloßem Auge konnten wir nicht erkennen, was für Vögel das waren. Auf den gezoomten Bildern stellt sich raus: es waren Basstölpel dabei, aber auch andere – keine Ahnung, was das hier ist. Kein Kormoran, oder?
Entspannt: die Robbenjugend. Im Gegensatz zur Elterngeneration.
*
Hey. Danke.
Danke Adelhaid, Du bist eine großartige Reisebegleitung. Und sowieso großartig.
Und danke Klassik-Apartments, Ihr seid genauso hübsch wie Eure große Schwester (nur fehlt Euch der Balkon, aber dafür habt Ihr ja diese superschönen Fliesen im Flur und in den Bädern, das gleicht es wieder aus). Können wir dann gleich schon mal für nächstes Jahr buchen, bitte? Da haben wir nämlich bestimmt wieder furchtbar viel zu tun und müssen dringend mal auf die Insel.
adelhaid Montag, 1. Oktober 2012 um 12:24 Uhr [Link]
ich les schon wieder alle einträge rauf und runter. wann fahren wir wieder hin?
<3
Isabel Bogdan Montag, 1. Oktober 2012 um 12:27 Uhr [Link]
Spätestens im September, oder?
adelhaid Montag, 1. Oktober 2012 um 13:20 Uhr [Link]
ja, danach wird das meer so kabbelig.
und – übrigens – das dünenrestaurant öffnet erst anfang/mitte märz. ich wollts nur schon mal sagen.
giardino Samstag, 6. Oktober 2012 um 23:59 Uhr [Link]
Das auf dem Foto könnte ein Fischadler sein, das sind auch Stoßtaucher wie die Basstölpel. Vgl. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Pandion_haliaetus_%26_buteo_buteo_am.jpg&filetimestamp=20071124214849
Isabel Bogdan Sonntag, 7. Oktober 2012 um 22:48 Uhr [Link]
Stimmt, das werden sie gewesen sein. Wow. Danke!