Cornflakes
Neulich bekam ich schönes Kompliment von einer jungen Übersetzerkollegin, die meinte, sie hielte mich für eine tolle Übersetzerin, unter anderem deswegen, weil meine Sprache aktuell sei und nicht so verstaubt, und ich zum Beispiel bestimmt niemals nicht das unsägliche Wort „Frühstücksflocken“ in einer Übersetzung verwenden würde.
Da musste ich kurz die Luft anhalten und gestehen: natürlich benutze ich das Wort „Frühstücksflocken“. Wie soll man „Cereal“ denn sonst übersetzen? Müsli ist was anderes. Ich glaube, als wir Kinder waren, haben wir trotzdem für sämtliche Sorten Frühstücksflocken „Müsli“ gesagt, aber das macht man heute nicht mehr, heute ist Müsli Müsli.
Die junge Kollegin sagte, und berief sich dabei auf eine Umfrage im Studiengang „Literaturübersetzen“, man würde heute „Cornflakes“ sagen, egal, ob es sich um Cornflakes handle oder Rice Crispies oder was auch immer. Das Wort „Cornflakes“ bezeichne erstens Cornflakes und zweitens alle Sorten Frühstücksflocken.
Nu hab ich gerade mal wieder „Cereal“ da stehen und frage mich: „Cornflakes“, echt? Hat jemand eine Meinung? Mir kommt das komisch vor, aber ich lass mich ja auch gerne belehren.
„Wenn Du einkaufen gehst, bring noch ein paar Frühstücksflocken mit!“ Nee, wahrscheinlich wirklich nicht.
Mia Samstag, 20. August 2011 um 14:09 Uhr [Link]
Ich nenne alles, was ich zum Frühstück mit Milch in eine Schüssel kippe, Müsli, wenn mich jemand fragt, was ich gegessen habe. Egal, ob es nur richtige Cornflakes waren, oder halb Schokocornflakes, halb Haferflocken, oder ein Fertigmüsli mit Obst oder eine Mischung aus allem, was sich noch im Schrank anfand. Müsli ist für mich ziemlich unspezifisch ebenso wie Cereal.
Mia Samstag, 20. August 2011 um 14:11 Uhr [Link]
„Ich glaube, als wir Kinder waren, haben wir trotzdem für sämtliche Sorten Frühstücksflocken “Müsli” gesagt, aber das macht man heute nicht mehr, heute ist Müsli Müsli.“
Vielleicht sollte ich deswegen noch dazu sagen, dass ich 24 Jahre alt bin.
skizzenblog Samstag, 20. August 2011 um 14:17 Uhr [Link]
och bitte schreiben sie doch einmal „frühstückscerealien“
das hat so was wohlfühloasenhaftes
:-)
Isabel Bogdan Samstag, 20. August 2011 um 15:05 Uhr [Link]
Ha! Dann also vielleicht doch Müsli. Bitte gern weitermachen mit Meinungen!
Skizzenblog, Cerealien habe ich tatsächlich schon mal geschrieben, mit einem tierischen Spaß dabei, weil die Szene eine Martkforschungssitzung in einer Werbeagentur war und alle einen fürchterlichen Unsinn geredet haben.
Ulrike Samstag, 20. August 2011 um 15:07 Uhr [Link]
Knusprige Getreideerzeugnisse. *krkrkr*
Im Ernst? Ich sage auch immer zu allem Müsli.
Und Cornflakes sag ich nur zu Cornflakes.
Wenn mir jemand sagen würde: „Bring bitte Cornflakes mit“, würde ich Cornflakes mitbringen.
Bei „Bring bitte Müsli mit“ würd ich fragen, welches denn genau.
Und bei „Bring bitte Frühstücksflocken mit“ würde ich vermutlich einen kleinen Lachanfall bekommen…
Alexander Böttcher Samstag, 20. August 2011 um 16:05 Uhr [Link]
Bei uns heißt es einfach „Knusperzeug“, und wenn es auf dem Einkaufszettel steht, muss man nähere Angaben einholen, was genau gewünscht wird.
Isabel Bogdan Samstag, 20. August 2011 um 16:14 Uhr [Link]
Tja, auf unseren steht manchmal Knabberzeug, aber das ist dann was anders.
casino Samstag, 20. August 2011 um 16:16 Uhr [Link]
bei uns heissen alle guten sachen schokies (gerade ist allerdings „crunchies“ als lieblingsmarke auf dem weg zum oberbegriff bei uns. ist das metonymisch? wie nivea und tempo? vergessen) – und die ungesüssten/gesunden, die mama immer isst, heißen müsli. cornflakes sind nur als ersatzstoff lecker, wenn der rest alle ist.
ruhepuls Samstag, 20. August 2011 um 16:49 Uhr [Link]
Müsli ist bei mir schon immer Müsli. Cornflakes sind bei mir schon immer Cornflakes.
Da ich aber als Kind praktisch nur Smacks gegessen habe, trug ich meiner Mutter immer nur auf, ebendiese mitzubringen. Und so würde ich auch jetzt immer definieren, was ich da so haben wollte. Ich mag ja mittlwerweile diese Schokokissen..
In der Werbung sagen sie „Zerialien“, wie sich das schreibt, weiß ich nicht, aber das sagt ja auch niemand, der bei Verstand ist. Wenn ich einem Buch aber Frühstücksflocken lesen würde, würde ich mir nichts Blödes dabei denken. Auch wenn ich das vermutlich eher selten gesprochen verwenden würde.
Isabel Bogdan Samstag, 20. August 2011 um 17:00 Uhr [Link]
Hm, sieht aus, als gäbe es da hauptsächlich Familiengepflogenheiten, aber keine letztgültige Wahrheit, hm? Aber macht ruhig noch ne Weile weiter, ich freu mich ja immer über viel Input.
Christine Samstag, 20. August 2011 um 17:29 Uhr [Link]
Hier auch Familiengepflogenheiten: Müsli ist Müsli – mit Haferflocken und mit oder ohne Rosinen, mehr oder weniger süß und manchmal auch mit Schokolade – dann Schokomüsli. Alles andere sind Cornflakes, zur Unterscheidung gibt es „normale“ und „süße“ und als die Kinder jünger und kleiner waren mussten sie die süßen immer mit den normalen mischen. Frühstücksflocken isst hier niemand (und ich würde dabei eher an Haferflocken als an Cornflakes denken). Cerealien erinnert mich an Werbung für Kinder-Country – aber das ist auch wieder persönliche Prägung.
Malte Widenka Samstag, 20. August 2011 um 17:31 Uhr [Link]
Ich sag Müsli für ungefähr alles ohne Zucker und Cornflakes für alles andere. Selbstverständlich gabs als Kind nur Müsli.
lady grey Samstag, 20. August 2011 um 18:04 Uhr [Link]
Aber! Man kann doch nicht Cornflakes für all den Kram sagen, den es in Cerealienregalen gibt! Ich will doch entweder Smacks essen oder Rice Crispies oder Loops oder (wie hießen diese dicken süßen Boppel, ach ja) Corn Pops – ich weiß doch, was ich will, und dann sag ich auch, bring Corn Pops mit, ich sag doch nicht, bring Cornflakes mit, und dann bringt er Cornflakes mit und dann wollte ich die gar nicht! Ihr seid komisch.
Aber wenn es um ein gutes Übersetzungswort geht, wo Cerealien dusslig klingt und wo du aber nicht weißt, welche Cerealien die Person wirklich meint, und es auch nicht passt, wenn du der Person eine bestimmte Cerealie in den Mund legst (ha! ha!), würde ich wohl am ehesten „Müsli“ goutieren.
Sanníe Samstag, 20. August 2011 um 19:47 Uhr [Link]
Klar, auf dem Einkaufszettel müßte man es genauer haben, aber für mich ist alles, was nicht Müsli ist, Cornflakes.
(Wenn sich jemand morgens diese Schokobomben reinhaut und es Müsli nennt, würde ich ihn auslachen!)
worange Samstag, 20. August 2011 um 20:28 Uhr [Link]
Ich sehe das wie Sannie.
Von dem Wort Frühstücksflocken muss ich husten, das klingt fürchterlich trocken.
Jennie Samstag, 20. August 2011 um 20:51 Uhr [Link]
Auch wenn du meine Meinung ja schon kennst, ähem, wollte ich noch hinzufügen, dass es bei uns früher genauso wie bei Christine war: Es wurde zwischen „Cornflakes ohne Zucker“ (also den ganz normalen) und „süßen“ unterschieden. Bei Andre heißt auch alles Cornflakes – egal ob Smacks, Krispies, wha‘eva. :)
Lydia Sonntag, 21. August 2011 um 00:14 Uhr [Link]
Nach meinem Sprachgebrauch würde ich unter Frühstücksflocken Weizen-, Roggen-, Gerste- oder Haferflocken verstehen, oder eine Mischung daraus. Müsli würd ich nur sagen, wenn noch getrocknete Früchte, Nüsse, Samen oder sonstwas (zum Beispiel Schokostücke, Cornflakes ;-) oder abgefahrener Schnickschnack wie Amaranth-Pops) mit drin sind. Frühstücksflocken und Müsli sind meistens in mehr oder weniger durchsichtigen Plastiktüten verpackt.
Dann gibt es Cornflakes und die ganzen Pops, Smacks, Crispies und Crunchies und was weiß ich, wie die alle heißen, die eher in Pappschachteln verpackt sind. Die heißen bei mir Kelloggs. Aber das darfst Du wahrscheinlich nicht nehmen, es stimmt ja eigentlich auch gar nicht, immerhin gibt’s ja noch andere Marken.
Auf jeden Fall hat die Kelloggs-Werbeagentur eine ziemlich erfolgreiche Strategie gefahren, wenn sich bis heute keine andere Übersetzung für cereals durchsetzen konnte. Cerealien wäre für mich jedenfalls der Oberbegriff für Kelloggs und Müsli.
Jürgen Sonntag, 21. August 2011 um 05:15 Uhr [Link]
Ich glaube, wir gehen heute derart mit Marken um, dass die Dinger Smacks und Loops und Pops und Schoko-Crispies und Special K heissen. Und natürlich grade auf Englisch. Klingt so, als hätte dein Autor oder deine Autorin nicht genau genug hingeschaut… In dem Fall würde ich Cereal mit Cornflakes übersetzen, denn da hat man als Leser wenigstens ein Bild. „Frühstückszerealien“ klingen für mich immer nach Karies – typisches Werbedeutsch, das sagt kein Mensch. Genau wie Frühstücksflocken, fürchte ich. Und Müsli ist was Gesundes mit Rosinen und Nüssen.
Kiki Sonntag, 21. August 2011 um 07:13 Uhr [Link]
Müsli ist das Zeug mit Nüssen und Rosinen drin, wo jeder Biss zum Schweissausbruch führt: war das jetzt eine Haselnuß oder mein Backenzahn was da so gekracht hat?
Conflakes ist für mich der Oberbegriff für das, was toitsche Oberlehrer Frühstücksflocken nennen. Ob Frosties, Smacks, Special K – das sind alles Cornflakessorten.
Frühstückszerealien sind eine hilflose Erfindung der Werbung, die ihren zuckerhaltigen Produkten einen wissenschaftlichen und gesunden Anstrich geben wollen.
(Bei mir gibt’s Porridge zum Frühstück.)
Maximilian Buddenbohm Sonntag, 21. August 2011 um 07:16 Uhr [Link]
„Kann ich bitte das frühstücken, was man so mit Milch isst?“ (Sohn I)
faby Sonntag, 21. August 2011 um 09:05 Uhr [Link]
Bei uns werden zwar Cornflakes gekauft, aber gegessen wird Müsli, was wiederum ein Mix aus allem ist, was im Haus zu finden ist, Also Flocken, Obst, Cornflakes und Milch.
Caro Sonntag, 21. August 2011 um 09:08 Uhr [Link]
Frühstückscerealien geht ja gar nicht. Schlimmes Wort. Bei uns heißt es Kelloggs für alles außer Müsli und das wird nie wieder anders sein. Über jedes andere Wort in einem Buch würde ich erstmal kurz stolpern. Die haben bei uns ganze Arbeit geleistet.
skizzenblog Sonntag, 21. August 2011 um 10:49 Uhr [Link]
bon appétit!
http://skizzenblog.claus-ast.de/2011/08/sommerfreuden.html
Isabel Bogdan Sonntag, 21. August 2011 um 10:52 Uhr [Link]
Frühstückscerealien wollte ja auch niemand schreiben. Das hat wahrscheinlich außerhalb der Werbung noch nie jemand im Ernst benutzt.
Jürgen: „Klingt so, als hätte dein Autor oder deine Autorin nicht genau genug hingeschaut…“ Tststs, die guckt schon genau hin. Der Kontext ist in dem Fall, dass die beiden Mitbewohner einer Figur beschrieben werden als: zwei so große Jungs Anfang zwanzig, die „den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen, Sport gucken und riesige Schüsseln Cereal essen.“ Wahrscheinlich essen sie mal Cornflakes, mal Krispies, mal Smacks, was weiß denn ich. Ich schätze, ich bleibe in diesem Fall jetzt erstmal bei Cornflakes, denn Müsli geht da irgendwie auch nicht recht, das passt nicht ins Bild.
Hey, danke euch allen! Ich habe gestern beim Haus-Grillen noch eine Umfrage gemacht, da herrschte ebenfalls große Uneinigkeit.
Zeigt sich: Deutsch ist nicht so einfach. q.e.d.
Wortschätzchen Sonntag, 21. August 2011 um 10:58 Uhr [Link]
Für mich als waschechtes Waldorf-Hippie-Kind war Müsli (selbst im Kiga geschrotet und zusammengestellt) schon immer Müsli und Cornflakes (dat ungesunde böse Zeuchs) waren Cornflakes – ob mit oder ohne angeklatschter Schoko-Honig-Pampe. „Frühstückscrerealien“ ist für mich ein Unwort, genauso wie „Frühstücksflocken“. Das klingt nach kasteiender Diät oder schlimmer Krankheit. Mit anderen Worten: ich lese gerne das Wörtchen „Cornflakes“ als Umschreibung von sämtlichem Cerealien-Gedöns.
Isabel Bogdan Sonntag, 21. August 2011 um 11:14 Uhr [Link]
Haha, sehr schön, Herr Skizzenblog!
percanta Sonntag, 21. August 2011 um 13:19 Uhr [Link]
Bei mir gibt es beides als Oberbegriffe:
Müsli ist auf Basis von Haferflocken mit anderem Zeug Vermischtes, also Haferflocken mit Rosinen, Spuren von Nüssen, Trockenfrüchten, aber auch wenn noch sowas wie „Crisps“ oder Schokoflocken drin sind. Hauptsache Mischung.
Cornflakes sind alle Einzelgänger (außer Haferflocken), also keine Mischungen, sondern (meist eher industrielles) Zeug, wo nur eine Art von in der Schachtel / Tüte / Schüssel ist. Also Cornflakes selbst, Smacks, Honigs-Pops, Frosties, diese Ringe,…
Und Haferflocken alleine sind Haferflocken.
percanta Sonntag, 21. August 2011 um 13:57 Uhr [Link]
Ach ja, und der Sohn sagt zu all dem „Nüffel“, wenn das hilft.
Indica Sonntag, 21. August 2011 um 14:48 Uhr [Link]
Also, ich fürchte, das mit den Cornflakes ist inzwischen wie mit den Tempo-Taschentüchern. Alles, was aus diesen Schachteln von Großkonzernen herauskommt, ist für mich „Cornflakes“. Wobei ich höchstens auch mal solche und zwar auch No-Name-Produkte davon kaufe, um meine Erdbeerknuspertorte zu machen. Diese ganzen Popps und Smackos und so, die ess ich ohnehin nicht.
Flocken sind Flocken. Aus Hafer, Dinkel und so weiter. Müsli ist Müsli – eine Mischung aus Flocken, Nüssen, Rosinen, etc. Oder so was Zermahlenes und Aufgequollenes aus der Körnermühle.
Hmmm, Schatz, bring mal Cerealien vom Einkaufen mit? Hmm, alles nicht einfach. „Frühstückscerealien“ fänd ich wiederum in ihrer altmodischen Art ganz bezaubernd, so als Ausdruck …
Jürgen Sonntag, 21. August 2011 um 17:24 Uhr [Link]
In diesem Fall klingen die Cornflakes zu asketisch. Jungs vor dem Fernseher wollen Zucker. Wenn der Autorin schon nichts einfällt, musst Du Dir eben als Übersetzerin eben ein Herz nehmen und die Dinger Smacks, Frosties oder Fruit Loops nennen.
percanta Sonntag, 21. August 2011 um 18:29 Uhr [Link]
Wenn sie mit viel Zucker sein müssen, sind es bestimmt die Chocolate-Frosted-Sugar-Bombs – aber das hätte dann vielleicht auch da gestanden…
Kat Sonntag, 21. August 2011 um 19:05 Uhr [Link]
Müsli= das gesunde Zeugs
Knuspermüsli = nicht ganz so gesund aber lecker
Cornflakes= ungesund und unglaublich süß, nicht so lecker. ^^
Isabel Bogdan Sonntag, 21. August 2011 um 19:42 Uhr [Link]
Yeah, Percanta, das ist die Lösung! Ich werde sie einfach Chocolate Frosted Sugar Bombs essen lassen und alles wird gut. Hätte ich auch echt selbst drauf kommen können.
percanta Sonntag, 21. August 2011 um 20:46 Uhr [Link]
War ja auch naheliegend. Aber freut einen natürlich, wenn man helfen kann.
Isabel Bogdan Sonntag, 21. August 2011 um 21:23 Uhr [Link]
*schmatz*
Isabel Bogdan Sonntag, 21. August 2011 um 21:36 Uhr [Link]
Hach, man sollte wieder mehr Calvin & Hobbes lesen. (Wo doch Bill Watterson und ich am gleichen Tag Geburtstag haben.)
Mia Montag, 22. August 2011 um 14:24 Uhr [Link]
„Kelloggs“ finde ich sehr passend. Wenn ich irgendwo lese „die den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen, Sport gucken und riesige Schüsseln kelloggs essen.“, habe ich genau dieselben Assoziationen wie bei big bowls of cereal. Süßes Zeugs in allen Formen, Farben, Größen und Geschmacksrichtungen.
Andi Montag, 22. August 2011 um 18:46 Uhr [Link]
Toll, jetzt habe ich komischerweise Hunger auf Smacks, obwohl ich die zuletzt vor ungefähr einem Vierteljahrhundert gegessen habe. Die Kommentare hier haben quasi einen Jieper ausgelöst, um mal im einschlägigen Werbespot-Jargon zu bleiben…
„Chocolate Frosted Sugar Bombs“ ist hübsch, aber trotzdem reichlich obskur. Beim Lesen würde ich sicher drüber stolpern, es nicht notwendigerweise nachgooglen, die Anspielung daher nicht erkennen und das ganze für, äh, Übersetzerfaulheit halten (weil unbekannter Markenname nicht erklärt oder in einen bekannten „übersetzt“).
Für mich ist „Cornflakes“ gleichbedeutend mit „Irgendwas von Kellogg’s“, daher erscheint mir das ebenfalls als naheliegendste Lösung.
kid37 Montag, 22. August 2011 um 21:05 Uhr [Link]
“Wenn Du einkaufen gehst, bring noch ein paar von diesen Dings mit!”
Isabel Bogdan Montag, 22. August 2011 um 21:38 Uhr [Link]
Hihi, Andi, das war doch ein Schechz mit den Chocolate Frosted Sugar Bombs. Leider. Gefallen würde mir das schon, aber ich bleibe jetzt wohl bei Cornflakes. (Auch wenn Jürgen meint, da wär nicht genug Zucker drin.)
Vivienne Vernier Montag, 22. August 2011 um 23:44 Uhr [Link]
Aber dann sehe ich keine Übersetzung ins Deutsche; ist der Angletismus in der deutschen Sprache zu fördern oder zurückzusetzen?
Isabel Bogdan Montag, 22. August 2011 um 23:49 Uhr [Link]
Hihi – die „Übersetzung“ ist, dass ich das englische Wort „Cereal“ mit „Cornflakes“ übersetze. Man kann nicht sagen, dass Anglizismen grundsätzlich abzulehnen oder zu fördern wären; ich versuche, beim Übersetzen möglichst „echte“ Sprache abzubilden, so, wie sie nun mal verwendet wird. Und Sprachen verändern sich ja immer, es gibt immer Einflüsse aus anderen Sprachen, ich bin deswegen nicht dafür, Anglizismen grundsätzlich zu verteufeln (wie es viele tun). Etwas ausführlicher habe ich darüber vor einer Weile hier geschrieben.
molasaria Sonntag, 11. September 2011 um 12:30 Uhr [Link]
Nu is ja schon viel später, aber bisschen Senf hätt ich da noch bei… „Frühstücksflocken“ tät ich schon schreiben, wenn ich nämlich Supermarktgassenorientierungsschilder übersetzen müsste oder ein Interview mit dem Marktleiter oder sowas, aber so im vertrauten Gebrauch… nö, sagt ja keiner. „Cornflakes“ waren mir als Kind in den 70ern immer das, was *andere* Leute zum Frühstück aßen (obwohl ich Toni den Tiger in der Werbung schon toll fand ), und „Müsli“ wurde erst in den Achtzigern erfunden… das unterschied sich vor allem dadurch, dass es das auch zuhause gab. Fazit: auch heute bäte ich niemanden drum, diese obskuren „Frühstücksflocken“ mitzubringen… sondern, genau, „Cornflakes oder so“ – das deckt genau die gesuchte Spanne ab, [zum Frühstück], [haben will] und [mit Milch] nämlich.
SteffiFi Donnerstag, 10. Mai 2012 um 21:11 Uhr [Link]
Heute hatten wir dazu ein Gespräch in einer Klasse 2, also 7-8jährige.
Die benutzten Alle völlig selbstverständlich „Flakes“ (Fleks geschrieben – sind ja noch klein) oder „Frühstück-Flakes“.
Das fand ich neu und interessant und dachte, dich interessiert’s vielleicht auch, denn die nächste Cereals-Übersetzung kommt doch bestimmt.
Isabel Bogdan Donnerstag, 10. Mai 2012 um 23:45 Uhr [Link]
Super, danke! Auf Flakes wäre ich tatsächlich nicht gekommen. Merke ich mir.
Carina Mittwoch, 7. August 2019 um 13:56 Uhr [Link]
Immer wenn ich in einem Hotel mit Buffet frühstücke, gibt es nach dem Obst-Müsli und vor dem Nutella-Croissant ein Schüsselchen Cornflakes mit Milch, am liebsten Chocos. Was für Kindheitserinnerungen jedes Mal! Und das geht nicht nur mir so – das heimelige Knusperzeug in den bunten Packungen scheint gerade ein kleines Revival zu erleben.
Wem das komisch vorkommt, dass ich mit Cornflakes alles aus den bunten Packungen meine und nicht nur die Flakes, der springe einmal kurz zur Kleinen Nachbemerkung
Vielleicht waren sie ja auch nie weg. Ich habe nachgeguckt: Im Supermarkt gibt es neben den geliebten Sorten von früher auch jede Menge neuer Sachen: Unicorn Froot Loops, Tresor, Cap’n Crunch. Allerdings kriegt man davon ja nicht mehr so viel mit. In Zeiten von Challenges wie „30 Tage zuckerfrei“ starte ich als gewissenhafte Erwachsene normalerweise eher mit so braven Birne-Joghurt-Müsli-Nuss-Kombinationen in den Tag.
Cornflakes sind Kindheitserinnerungen
Früher war das anders. Als Kind gab es bei mir jeden Morgen vor der Schule eine Schüssel mit besagten Chocos. Das waren die mit dem Bären. Oder Froot Loops (die mit dem Tukan) oder Frosties (Tiger) oder Trio (Tick, Trick und Track) oder Smacks (Frosch). Die Tiere gehören dabei unweigerlich zur Erinnerung dazu. Man kannte sie aus der Fernsehwerbung, wo sie einen eigenen Song hatten: „Die wecken den Tiger in dir – und dir!“
Die wunderbar bunten Packungen fand ich toll, deshalb durften die auch auf keinen Fall in diese hohe Tupperware mit dem blauen Spenderdeckel umgefüllt werden. Noch besser natürlich, wenn sich auch ein Extra in der Packung fand (was ja bei Zeitschriften schon sehr überzeugend war). Einmal gab es einen weißen Plastiklöffel, der sich blau färbte, wenn man ihn in die Milch tunkte. In die kalte Milch wohlgemerkt, was bei mir nicht funktionierte, weil bei uns aus irgendeinem wohlgemeinten Grunde warme Milch in die Cornflakes kam.
Richtig interessant sind natürlich auch die Packungen, die es im Ausland so gibt. Bei der Postkarten-schreib-Plattform Postcrossing gibt ein Carl aus New York in seinem Profil an, er freue sich über jegliche Art von Postkarten, vor allem auch über Ausschnitte von lokalen Cornflakes-Packungen. Was für eine gute Idee! „Cereals“ schreibt er – ich weiß noch, wie komisch ich es als Schulkind fand, dass „Cornflakes“ auf Englisch „Cereals“ heißen, obwohl die doch schon Englisch klingen. Mit Ausnahme der Original Kellogg’s Cornflakes natürlich. Die, die Andy Warhol jeden Morgen gegessen haben soll und deren Packung er in Kunst verwandelte.
Besonders kostbar: die Milch, die nach den Cornflakes übrig bleibt
Außer Kunst kann man mit Frühstücksflocken noch einiges machen. Sie zum Kochen und Backen verwenden zum Beispiel. So hat sich die amerikanische Köchin Cristina Tosi auf der Suche nach einem außergewöhnichen Dessert vom Cornflakes-Regal im Supermarkt inspirieren lassen: In der Netflix-Doku „The Chef’s Table“ erzählt sie, wie sie eine Panna cotta mit Cornflakes-Milch erfunden hat. Dafür weicht sie die Original Kellogg’s 20 Minuten in Milch ein, gibt das Ganze durch ein Sieb und verwendet diese Milch für ihr Dessert. Denn das sei doch immer das Beste gewesen, die süße Milch am Ende, wenn man mit den Cornflakes fertig war. Oh, wie recht sie hat.
Witzigerweise dachte ich bis zu dieser Doku, die Original Kellogg’s wären doch ohne Zucker, wieso hat sie denn süße Milch nach dem Auspressen? Äh ja. In meinen Kinderaugen war diese Sorte eben die schnöde, „gesunde“ Variante. Auf die Zutatenliste guckt man ja erst heutzutage: Zucker an zweiter Stelle. Na gut.
Im Cornflakes-Café hat man die ganz große Auswahl
Wer das mit dem Zucker auch eher nebensächlich findet, für den gibt es jetzt was richtig Feines: Cornflakes-Cafés! Oh mein Gott – ein Café, in dem man aus hunderttrilliarden Sorten auswählen kann und dann wieder wie als Kind ein Schüsselchen Cornflakes serviert bekommt. Und das nicht nur morgens. Mit einem kleinen Milchfläschchen und Toppings. Ein Café, in dem die 90er auch mit Figürchen und Spielekonsolen so richtig schön zelebriert werden.
In London gibt’s das Cereal Killer Café, in Köln das Flakes Corner. Und was sehe ich, während ich diesen Blogpost schreibe? Letzteres soll auch nach Düsseldorf kommen! Yeah! Bis dahin halte ich mich an die Frühstücksbuffets im Hotel. Oder kaufe mir einfach mal eine eigene Packung im Supermarkt beim nächsten Einkauf. Wie eine Erwachsene halt.
—
Kleine Nachbemerkung: Als ich Janko diesen Text zeigte, war er verwirrt. Weil ich (als Berlinerin) „Cornflakes“ als Oberbegriff für alle süßen Sorten aus bunten Packungen verwende. Für ihn (aus Norddeutschland) sind dagegen „Cornflakes“ nur die richtigen Flakes, alles andere wird beim Namen genannt, „Smacks“ eben oder „Chocos“. Jetzt sehe ich, dass es drüben bei der Übersetzerin Isabel Bogdan genau diese Diskussion auch schonmal gab, das scheint regional oder familiär sehr unterschiedlich zu sein. Am Ende hat auch sie sich für „Cornflakes“ als Übersetzung für „Cereals“ entschieden.
Zurück zum Anfang
Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
Zum Teilen auf Google+ anklicken (Wird in neuem Fenster geöffnet)