Milena Busquets (Svenja Becker): Auch das wird vergehen

Blancas Mutter ist gestorben, Blanca trauert. Ihre Mutter war so etwas wie ihre große Liebe, ihr Halt, ihr Zuhause. Außerdem ist sie vierzig und spürt, dass das nicht mehr ganz jung ist. Sie fährt mit Freunden in das Sommerhaus der Familie nach Cadaqués, ans Meer. Zu den Freunden zählen ihre beiden Ex-Männer (die Väter ihrer Söhne), zwei Freundinnen, ein paar Kinder, und ihr aktueller Lover ist mit seiner Familie ebenfalls im selben Dorf. Und dann ist da noch ein schöner Unbekannter.
Es könnten unbeschwerte Sommertage sein, wenn nicht die Trauer wäre, die Blanca immer wieder einholt – immer wieder spricht sie ihre Mutter direkt an, immer wieder sind da plötzlich Sätze mit einem „Du“ drin, in denen Erinnerungen auftauchen, wie es früher war, mit der Mutter an diesem magischen Ort. Aber die Freunde sind da, die Patchworkfamilie, es wird gegessen, getrunken, gekifft und gevögelt, denn: „Das Gegenteil von Tod ist nicht Leben, sondern Sex.“ Körperkontakt ist das einzige, was Blanca in der Trauer hilft, was die Traurigkeit für einen Moment aufbricht. Sie trotzt dem Leben so viel Leben wie möglich ab.
Das Buch ist so kurz und so intensiv wie diese wenigen Tage. 169 Seiten, die ebenso leicht wie schwer sind, hochkonzentriert, unmittelbar und roh. Direkt ins Herz. Poetisch, ohne jeglichen Kitsch oder Pathos, die Trauer fällt einen immer wieder an, und doch strotzt es vor Leben. Und wenn ich „poetisch“ usw. schreibe, meine ich natürlich: spektakulär gut übersetzt von Svenja Becker, unglaublich musikalisch und fließend, eine wunderschöne Sprache.
Außerdem möchte ich jetzt bitte ans Meer und da sehr, sehr viel Sonne haben. Und Freunde und Wein und Sex und ein Boot. Nur die Trauer, die brauche ich nicht. Aber wenn sie denn sein muss, dann gern genau so. Was für ein wundervolles Buch.

Milena Busquets bekommt einen Regalplatz zwischen Robert Burns und David Byrne.

Milena Busquets (Svenja Becker): Auch das wird vergehen. Suhrkamp, 169 Seiten.
Hardcover 19,95 € (nicht mehr lieferbar, scheint’s)
Taschenbuch 10,00 €
E-Book 9,99 €.
(Die Links führen zur Buchhandlung Uslar und Rai, wo ich es gekauft habe. Gibts natürlich auch in jeder anderen Buchhandlung.)

2 Kommentare

  1. Imke Alers Donnerstag, 29. März 2018 um 23:48 Uhr [Link]

    Ich bin sehr gespannt auf das Buch. Meine 2 Urlaubsbücher sind nämlich bereits ausgelesen und der für den Notfall eingepackte Tolino rettet mich! Aber die ausgelesenen Bücher waren auch echt toll: „Die Grammatik der Rennpferde“ von Angelika Jodl und „Mitterands Hut“ von Antoine Laurain.

  2. LiFe Freitag, 30. März 2018 um 15:29 Uhr [Link]

    Mich würde interessieren, woher alle die Geschichten kommen? Woher die Ideen? Denn so gesehen rät es sich, wem Geschichten einfallen, der behalte sie besser für sich, wenn wer unbekannt und ohne Aussicht/Chance auf Verleger

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