Neuerscheinung: Seither denk ich dauernd an Dich

In der ZEIT gibt es seit ich-weiß-nicht-wie-lange die Rubrik Liebesbrief, in der die unterschiedlichsten Leute Liebesbriefe schreiben, an irgendjemanden ihrer Wahl, und das ist oft sehr, sehr schön. Einmal durfte ich auch, ich habe an Katja Lange-Müller geschrieben. Einige dieser Liebesbriefe sind jetzt gesammelt als Buch bei Arche erschienen, in einem ganz besonders hübschen Bändchen. Und das Dollste ist: Beim Lesen fängt man plötzlich an, sich für die erstaunlichsten Leute zu interessieren. Oder man weint ein bisschen. Oder lächelt, das zum Glück öfter. Ist bald Valentinstag? Das wäre ein hübsches Geschenk.

2 Kommentare

  1. Michael Samstag, 21. Januar 2017 um 18:35 Uhr [Link]

    Ein schöner Tipp. Das schenk ich der Gattin. Uns. Völlig ohne Valentin.

  2. Aber und vielleicht / Pero, quizás, mi amor – Geschichten und Meer Freitag, 17. Februar 2017 um 09:00 Uhr [Link]

    „No te metas en quereres, que se pasan muchas fatigas.“ weiß der Flamenco. Ein bisschen zu lässig übersetzt heißt das: Halte Dich von der Liebe fern, denn man hat viel Ärger damit.
    Isabel Bogdan, in deren Blog ich leider in letzter Zeit viel zu selten hineinschaue, hat die Zeit verlinkt, die ich leider auch viel zu selten lese. Die Zeit lässt Leute Liebesbriefe schreiben, und weil ich gerne Briefe schreibe, aber noch nie einen Liebesbrief geschrieben habe, hier mein erster Versuch:
    Lieber Unbekannter,
    wir sind einander nie begegnet und das ist vielleicht gut so. Wer weiß, vielleicht hätten wir uns nicht geliebt, sondern gehasst. Vielleicht hätten Sie widerwärtige Angewohnheiten gehabt, hätten die Socken im Bett anbehalten oder wären in einem Auto mit viel zu vielen PS viel zu schnell gefahren. Vielleicht wären Sie ein zaundürrer Asket gewesen, der mich wegen meines Gangs, meines Lachens oder meiner unordentlichen Frisur wieder und wieder gemaßregelt hätte. Vielleicht wählen Sie sogar CSU, oder – nein, ich will Ihnen nicht unterstellen, dass Sie AfD wählen und montags mit Pegida spazieren gehen.
    Vielleicht aber sind wir einander begegnet, und Sie haben sich schnell hinter einer Litfaßsäule, einer Mülltonne oder einem Mercedes Sprinter versteckt, weil Sie mich so entsetzlich fanden. Vielleicht fand aber auch ich Sie furchtbar und bin Ihnen weiträumig ausgewichen. Vielleicht fanden wir einander aber gar nicht furchtbar, sondern waren nur zu schüchtern, zu misstrauisch, zu jung oder irgendwann schon zu sehr vom Leben gebeutelt. (Aber vielleicht waren Sie ja doch da, mehr als zwanzig Jahre meines Lebens, und jetzt ist es vorbei, und man kann rein gar nichts tun. Wenn Sie das waren: danke für die schöne Zeit,  die schlimmen Zeiten aber wollen wir vergessen und endlich hinter uns lassen.)
    Sie kennen sicher Platons Geschichte von den Kugelwesen, welche von den verärgerten Göttern in zwei Hälften geteilt wurden?  Mancher tröstet sich damit, dass irgendwo auf der Welt die ihm zugehörige andere Hälfte warten muss, für andere ist die Vorstellung, ihre andere Hälfte vielleicht nie zu finden, schrecklich. Wir beide aber, lieber Unbekannter, wollen uns das Leben nicht noch komplizierter machen. Sollten Sie einmal vorbeikommen, dann klingeln Sie einfach, damit wir einen Kaffee miteinander trinken können. Vielleicht gefallen wir einander doch noch, und wenn nicht, ist nicht viel verloren. Sollten Sie aber nicht in die Gegend kommen, dann ist das auch nicht schlimm. Was man nie besessen hat, kann man auch nicht verlieren, und ich bin sicher, auch da, wo Sie sind, gibt es eine einigermaßen passende Hälfte für Sie, wenigstens für eine kürzere oder längere Wegstrecke. Denken Sie daran, jede Liebe, die große und auch die kleine, hat ihr Recht. Nur die einzige, die absolute, die gibt es meiner Meinung nach nicht.
    Seien Sie herzlich gegrüßt und freuen Sie sich des Lebens.

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