Librairie Avant-Garde

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Ja, das ist genau das, wonach es aussieht: eine Tiefgarage. Eine ehemalige. Jetzt befindet sich darin die schönste Buchhandlung Chinas, die Librairie Avant-Garde, und wie es der Zufall so will, liegt sie keine zehn Minuten zu Fuß von mir entfernt.

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Drinnen wird man gleich von Rodins „Denker“ begrüßt, und dazu passend von Postkarten, Bildern und Büchern europäischer Denker und Autoren in chinesischer Übersetzung. Baudrillard, Derrida, Proust, Droste-Hülshoff, Trakl, Novalis.

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Da unten biegt man dann links ab und: woah!

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„Reading is our religion“ habe der Besitzer gesagt, habe ich irgendwo gelesen.

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Die Bücher sind unglaublich international, das habe ich hier sonst noch in keiner Buchhandlung gesehen: sehr, sehr viele Übersetzungen, Belletristik, Wirtschaft, Politik, Biografien, Soziologie, Philosophie, alles. Aber eben alles in chinesischer Übersetzung, es gibt verblüffenderweise kein einziges ausländisches Buch zu kaufen. Obwohl wir hier im Univiertel sind.

Ach ja: Wie es in so einem alten Parkhaus riecht? Nach Kaffee.

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Im Cafébereich hängen Bilder von Buchhandlungen in England und den USA. Teilweise ganz schmucklose Waterstone’s-Fassaden, teilweise sehr schöne Bilder von hübschen kleinen Lädchen oder tollem Innendesign. Und hier stehen Bücherregale mit einem unverkäuflichen Präsenzbestand deutscher und englischer Bücher, die aber eindeutig zusammengewürfelt und zerlesen sind, das sind keine, die jemand liebevoll zusammengetragen hat. Macht nix.

Ich habe einen Cappuccino mit Herzchen drauf, ein Stück warmen Schokoladenkuchen, sie spielen „Perfect day“ und es gibt freies W-LAN. Für das zensierte Internet, das heißt, ich kann es nicht mal live twittern. Das ist doch kein Zustand! Ich kann so nicht arbeiten!

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Etwa in der Mitte der Tiefgarage ist Platz zum Herumsitzen und Lesen, Lernen, Schlafen. Wird alles drei rege in Anspruch genommen. Es gibt auch eine kleine Veranstaltungsfläche für Lesungen und so etwas. In den herumstehenden Sesseln wird, genau: gelesen, gelernt, geschlafen.

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Weiter hinten der Bereich mit Kunstbildbänden, besonders schönen Büchern und so weiter. Insgesamt ist der Laden fast 4000 qm groß.

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Das ist das Büro des Chefs. Der Chef trägt eine Pradabrille.
Als ich im Café saß, kam überraschend eine deutsche Studentin dazu, die ich kenne. (Klar, Nanjing hat nur 8 Millionen Einwohner, und ich kenne davon ungefähr neun oder zehn. Da läuft man sich halt mal über den Weg.) Wir wurden erst von zwei Angestellten angesprochen, die uns Faltblätter über den Laden in die Hand drücken wollten und dazu erstmal auf Englisch fragten, ob wir Chinesisch sprechen. Ich nicht, aber Tina. Also erklärten sie Tina, sie hätten hier Faltblätter über den Laden, die sie uns geben wollten. Ach was! Alsdann kam der Chef dazu, drückte uns seine Visitenkarte in die Hand und erklärte Tina, die ausländischen Bücher hier im Cafébereich seien nicht zu verkaufen, und nein, es gebe auch sonst keine zu kaufen. Ich drücke ihm einfach auch meine Visitenkarte in die Hand, er würdigt sie keines Blickes.
Tolle Bücher, tolles Ambiente, toller Schokoladenkuchen. Toller Laden, Gott sei Dank kann ich kein Chinesisch, sonst hätte ich wahrscheinlich richtig Geld dagelassen. Habe ich gesagt, ich könne nicht shoppen? Buchhandlungen sind was anderes. Stattdessen habe ich über 70 Bilder gemacht.

12 Kommentare

  1. Sandra Donnerstag, 21. November 2013 um 15:51 Uhr [Link]

    Siehste!
    Du kannst ja sehr wohl shoppen! Merke: Buchhandlungen werden immer in den Shoppingtrip mit einbezogen. Außerdem muss man auch gar nichts kaufen. Du machst das alles schon sehr gut.

    Toller Artikel. Wahnsinn, eine Riesenbuchhandlung und kein einziges Buch geshoppt. Ganz viel Spaß noch. :-)

    Liebe Grüße
    Sandra

  2. kaltmamsell Donnerstag, 21. November 2013 um 16:46 Uhr [Link]

    Sensationell wundervoll!

  3. Frische Brise Donnerstag, 21. November 2013 um 16:54 Uhr [Link]

    Großartig!!!

  4. Frau Miest Donnerstag, 21. November 2013 um 17:40 Uhr [Link]

    Sowas von wundervoll. Aber wenigstens ein chinesisches Buch hätte ich wohl trotzdem mitgenommen, als Andenken.

  5. Mama arbeitet Donnerstag, 21. November 2013 um 19:41 Uhr [Link]

    Hui. Das hat was. Skurril, das mit dem Kreuz, der Prada-Brille und dem zensierten Internet im ehemaligen Parkhaus voller neuer Bücher mitsamt Kaffee. Ich war noch nie in einem unfreien Land, nur Ungarn 1985 mit der Abiklasse, das war irgendwie zwischendrin. Frage mich gerade, wie sich das anfühlt.

    Deine Reiseberichte lese ich sehr gerne – lass dir doch noch ein Stipendium für ein anderes Land geben. Oder mehrere. :)

    Viele Grüsse, Christine

  6. Juniwelt Donnerstag, 21. November 2013 um 20:57 Uhr [Link]

    Toll!

  7. Sammelsurium | FlicKwerk Samstag, 23. November 2013 um 11:05 Uhr [Link]

    […] ist gerade in China, postet wunderschöne Bilder und war die Tage auch in einer sehr speziellen Buchhandlung. Liebe Bücherwürmer, da könnte man neidisch […]

  8. Susanne Samstag, 23. November 2013 um 11:16 Uhr [Link]

    Danke für deine ausführlichen Berichte, ist wie mit dabei sein! Und der Buchladen ist der Hammer, du hast wirklich GAR NICHTS gekauft?!

    • Isabel Bogdan Samstag, 23. November 2013 um 15:51 Uhr [Link]

      Doch, ich habe eine Tasche gekauft. Vor allem deswegen, weil ich unbedingt irgendwas kaufen wollte. Hihi.
      Ich vergaß zu erwähnen, dass es noch eine Ecke mit Geschenkartikeln, Taschen, Notizbüchern, Postkarten, Quartettspielen und Stehrümchen gibt.

  9. Link(s) vom 24. November 2013 - e13.de Sonntag, 24. November 2013 um 14:59 Uhr [Link]

    […] Librairie Avant-Garde […]

  10. Zhu Yingchun Montag, 2. Dezember 2013 um 10:21 Uhr [Link]

    […] Nanjinger, ob es nicht noch irgendetwas Modernes anzugucken gibt, etwas Cooles, sowas wie diese Buchhandlung im Parkhaus. Irgendetwas Aktuelles, moderne Kunst, coole Clubs, wo angesagte Musik gespielt wird, etwas mit […]

  11. Eine Ladung Links (13) | repp.cc Dienstag, 3. Dezember 2013 um 22:37 Uhr [Link]

    […] abgefahrener Buchladen in einem ehemaligen Parkhaus und ein schöne Musikvideo zum […]

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