Liebes Tagebuch,

irgendwie komme ich gerade nicht aus den Puschen. Ich müsste dringend arbeiten, aber ich schiebe es vor mir her – ich habe Korrekturen von einer der letzten Übersetzungen bekommen, und diesen Arbeitsgang verabscheue ich aus ganzem Herzen. Die Korrekturen sind vollkommen okay, ich habe eigentlich keine Beschwerden, aber ich maaaaag einfach nicht. Ich glaube, es liegt daran, dass das Dokument ja schon mal fertig war, und dann bekomme ich es zurück, und nichts ist mehr fertig, ich muss über alles mögliche, was ich schon längst entschieden und erledigt hatte, noch einmal neu nachdenken, das widerstrebt mir irgendwie.
Bevor ich diese Korrekturen nicht fertighabe, kann ich auch nicht weiterschreiben, denn das muss jetzt erstmal weg. Anders gesagt: Ich kann hier von keinem neuen Zwischenstand berichten, was den Pfau angeht; ich glaube fast, dass ich die Datei nach dem Urlaub noch nicht mal aufgemacht habe. So geht das nicht weiter!

Letztes Wochenende war ich in Berlin. Rein zufällig passten nämlich das Sommerfest des Literarischen Colloquiums am Wannsee und ein Konzert von Glen Hansard in der Zitadelle Spandau hervorragend zusammen, also hintereinander – als ich das sah, dachte ich, da kann ich doch wunderbar das Angenehme mit dem Angenehmen verbinden. Das Sommerfest war sehr schön, es gab den ganzen Nachmittag und Abend Lesungen von tollen Leuten, aber man musste nicht dauernd zuhören, sondern konnte sich irgendwo auf dem wundervollen Seegrundstück verteilen und Schwätzchen halten mit Leuten, die man länger nicht gesehen oder gerade erst kennengelernt hat oder nur aus dem Internet kennt oder wie auch immer, das war sehr schön. Und auch tolle Lesungen gehört, mich mal wieder in Sasa Stanisic und Nora Gomringer verliebt und Sven Regener nicht so toll gefunden (seine Musik ist natürlich nach wie vor verliebenswert, aber seine Bücher sagen mir irgendwie nichts), und mich an der Satzmelodie von Arno Camenisch erfreut und auf den See geguckt, und dann war auch noch Feuerwerk, als Nora Gomringer las, und alles war gut und schön. Und abends dann noch Tanz bis in die Puppen – die Literaturszene ist da ja dankbar, es wird immer gern getanzt, und ich mag diese Leute einfach schrecklich gern.
Sonntag und Montag habe ich ein paar Menschen getroffen, was sehr nett war, und am Montag Abend war ich mit Katy und Casino und Happy Schnitzel in der Zitadelle Spandau und habe Glen Hansard gehört. Hach. Glen Hansard! In den bin ich auch verliebt. Leider hat es die ganze Zeit geregnet, aber es war trotzdem toll, man möchte den Mann eigentlich gleich mit nach Hause nehmen, weil er so charmant und lustig und verzweifelt und leidenschaftlich ist, und außerdem hat er mit „Say it to me now“ angefangen und mit „Leave“ weitergemacht und mit „Falling Slowly“ aufgehört, wie soll man denn da auch kein Tränchen verdrücken, bitte, das geht ja gar nicht. (I don’t know you but I want you all the more for that.)

Aber das ist jetzt auch schon wieder eine Woche her – habe ich schon erwähnt, dass ich gerade nicht aus den Puschen komme?
Ach so, stimmt natürlich nicht ganz, ich plane ein neues Projekt, das sehr gut startet, aber noch weit entfernt von „spruchreif“ ist. Und ein paar Kleinigkeiten, es ist nicht so, dass ich gar nichts täte. Außerdem laufe ich brav jeden zweiten Tag, um für den Alsterlauf zu trainieren. Gestern bin ich 56 Minuten am Stück durchgelaufen, das ist schon ziemlich gut, für meine Verhältnisse, aber ich habe keine Ahnung, wie lang die Strecke war. Was Runtastic zu dem Thema behauptet, kann man jedenfalls nicht ernstnehmen.

So, und jetzt mach Deine Korrekturen, Alte. Echtma.

5 Kommentare

  1. Katharina Montag, 19. August 2013 um 22:12 Uhr [Link]

    Also echtma!

    Toller Post. Und: ich bin jetzt auch in Glen Hansard verliebt.
    Danke.

    • Isabel Bogdan Montag, 19. August 2013 um 22:16 Uhr [Link]

      Danke! Bei Glen-Hansard-Verliebtheit bitte unbedingt Once gucken.

  2. Sandra Dienstag, 20. August 2013 um 08:46 Uhr [Link]

    Ich habe Deinen Beitrag gelesen und dachte: „So geht’s mir auch gerade, mit Sachen, die ich erledigen muss. Mist!“
    Dann habe ich das Video gesehen und mich auch in den Dings, den Glen verliebt. Seufz!
    Los, ran an die Korrekturen und die doofen Sachen! Das nächste Video wird erst nach dem nächsten Arbeitsschritt angesehen. Motivationsversuch.

  3. stedtenhopp Dienstag, 20. August 2013 um 22:47 Uhr [Link]

    Hätte ich gewusst, dass Du beim Sommerfest im LCB warst, hätte ich mich vielleicht doch noch aufgerafft, nach Wannsee runter zu fahren. Wäre mir eine Freude gewesen, mal Hallo zu sagen, also so in echt! Aber weil ich an jedem Werktag schon die weite Strecke runter gurke (in Höhe des LCB bin ich immer schon 40 Minuten unterwegs und muss noch weitere 20), ließ ich es bleiben. Schade!

    • Isabel Bogdan Dienstag, 20. August 2013 um 22:55 Uhr [Link]

      Ja Mensch, doof, das hätte mich auch gefreut. (Facebookuser wissen mehr!)

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