Helgoland, Tag 1

Mal wieder für ein paar Tage auf die Insel, zum Arbeiten, zusammen mit Adelhaid, wie letztes Jahr auch schon. Das war super letztes Jahr, wir haben gleichzeitig was weggeschafft und eine Art Urlaub gemacht und hatten es richtig toll und sonnig und alles. Das kann ich jetzt gut wieder gebrauchen, nach den stressigen Wochen. Es ist immer noch genug zu tun, natürlich, und das tue ich gern mit schönerer Aussicht und jeder Menge Meer drumherum. Seit einer Woche bin ich krank, das lasse ich mir jetzt schön vom Wind wegpusten.
Der Wind pustet allerdings schon am Abend vorher, und zwar nicht zu knapp. Das Seebäderschiff von Büsum fährt nicht, erfahren wir. Ob der Katamaran fährt? Ich gucke bis nachts um eins immer mal wieder auf die Webseite, aber da steht nichts. Ich frage auf der Facebookseite der FRS Helgoline nach, aber nachts antwortet da natürlich niemand mehr. Der Seewetterdienst sagt Windstärke sechs voraus, in Böen acht bis neun. Uiuiui.
Ich kann nicht schlafen. Keine Ahnung, was das soll, aber ich liege bis fast halb vier hellwach. Um halb sieben klingelt der Wecker. Ich bin krank, ich habe drei Stunden geschlafen, der Seewetterdienst meldet jetzt Windsträke acht. Wer immer noch nichts meldet, ist die Helgoline. Ich mache langsam, weil ich denke, jetzt kommt die Meldung gleich. Ich weiß nicht, ob ich mir wünschen soll, dass das Schiff fährt – Windstärke acht muss ich vielleicht lieber nicht haben, einmal seekrank hat mir gereicht. Ich rufe alle zehn Minuten bei der Hotline an, bei der es angeblich aktuelle Fahrplanänderungen zu erfahren gibt. Sie ist ein bisschen teurer als normale Anrufe, und dafür wird man ewig belabert mit „wenn Sie an Parkmöglichkeiten an der Alten Liebe in Cuxhaven interessiert sind, drücken Sie bitte die sechs.“
Die Ansage ändert sich nicht, es steht nichts im Internet, das befreundete Hotel erfährt nichts, es kommt keine SMS. Und so muss ich mich am Ende doch beeilen, damit ich pünktlich um acht loskomme, denn offenbar fährt das Schiff ja. Es schüttet wie aus Kübeln, um halb neun soll man spätestens an den Landungsbrücken sein und das Gepäck aufgeben. Um Punkt acht Uhr achtundzwanzig setze ich den rechten Fuß auf die Landungsbrücken und in meiner linken Jackentasche tutet mein Handy. Eine SMS. Ich bin ungefähr acht Meter vom Büro der Helgoline entfernt, als sie mir mitteilen, dass das Schiff nicht fährt. Ich bin klatschnass, halbkrank und vollmüde. Vor dem Helgoline-Büro steht eine ebenso nasse wie bedröppelte Menschentraube.
Vor lauter Ärger vergesse ich, mir für die Heimfahrt eine U-Bahn-Fahrkarte zu kaufen. Das fällt mir aber erst nachmittags irgendwann auf. Hätten sie mich damit auch noch erwischt, hätte ich vor lauter Schreck wahrscheinlich angefangen zu heulen oder sowas. So bin ich zu Hause einfach wieder ins Bett gefallen.
Liebe Helgoline: das war keine Glanzleistung. Ihr habt ja vermutlich nicht erst um halb neun beschlossen, nicht zu fahren.

Morgen soll das Wetter schöner und nur vier Windstärken sein. Bleiben Sie dran, wenn es auch morgen wieder heißt: Helgoland, Tag 1.

2 Kommentare

  1. Montez Dienstag, 25. September 2012 um 22:11 Uhr [Link]

    Kann nur abraten von Inseltransfer bei hohen Wellen. Auch ohne Wind ist mir immer noch ganz flau. Ein Glück, nur 45 Minuten von Napoli nach Ischia Porto.
    Hoffentlich war die Nordsee friedlicher heut. Und gute Besserung.

  2. Isabel Bogdan Mittwoch, 26. September 2012 um 00:16 Uhr [Link]

    Jo, friedlicher war sie, wenn auch nicht gerade glatt. Und die Erkältung hat der Wind mir sofort aus dem Kopp gepustet, hoffe ich.

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