Wochenende

Naja, was man als Freiberufler so Wochenende nennt. Wochenende ist, wenn der Mann den ganzen Tag zu Hause ist, das ist schön. Ansonsten hat es viel mit Arbeiten zu tun, jedenfalls wenn man so arbeitet wie ich und es so kurz vor Abgabetermin ist wie jetzt. Im Moment übersetze ich einen lustigen Frauenroman mit einer Kollegin zusammen, bzw. sie hat schon das meiste übersetzt, ich überarbeite es. Der erste Schreck war, dass ich ausnahmsweise mal nicht vorher Buchstaben gezählt und hochgerechnet und umgerechnet habe, was ich sonst meist tue, und dass sich nun herausstellt, dass das Ding 600 Normseiten hat. Hatte ich total unterschätzt. Huch!
Als zweites stellt sich raus, dass das Leseexemplar, aus dem wir übersetzen, nochmal überarbeitet wurde, das endgültige Buch sieht also ein kleines bisschen anders aus, ich muss also alles, was meine Kollegin gemacht hat, Satz für Satz mit dem Original vergleichen. Yeah, baby, yeah, großer Spaß. Zum Glück ist die Kollegin super, deswegen dachte ich auch, ich müsste eben nicht Satz für Satz. Tja.
Weil aber, wer viel arbeitet, auch mal Pause machen muss, waren wir am Samstag den ganzen Tag mit Freunden unterwegs, die ein kleines Boot haben. (Ihr erinnert euch?). Von irgendwo in der Bille, durch eine Schleuse, in den Hamburger Hafen, mit der winzigen „Tante“ zwischen den großen Pötten, die große Wellen machen, herrlich. Am Mühlenberger Loch fahre ich, wir wollen nach Buxtehude, die Einfahrt in die Este ist ziemlich tricky, weil da alles versandet ist, bei Ebbe natürlich erst recht, man muss gut zwischen den Tonnen durchpeilen, aber es ist Strömung und Wind und immer, wenn ich gerade weiter nach links lenken will, schreien mich drei Leute an, „links, links, liiiiinks! Backbooord!“
In der Este fährt wieder Frank, es wird immer schwieriger, immer weniger Wasser, wir fahren langsam, noch langsamer, behalten den Tiefenmesser im Auge, die „Tante“ ist nicht tief (sie ist ja auch nicht groß), aber trotzdem, irgendwann tut es einen Schlag und wir haben irgendwo kurz aufgesetzt. Motor und Schraube scheinen aber unbeschädigt, Gott sei Dank.

Wir schaffen es nicht bis Buxtehude, die Tante (oder wir) waren zu langsam, wir müssen umkehren, denn auf dem Rückweg müssen wir ja auch wieder durch die Schleuse, und die wird nur bis sieben Uhr bedient.
Den ganzen Tag ballert die Sonne vom Himmel, ich bin froh, dass wir an Sonnenhüte, langärmlige Blusen und Sonnencreme gedacht haben, sonst hätte ich sicher einen Sonnenstich bekommen. Was für ein herrlicher Tag, den ganzen Tag auf dem Wasser, von 10 bis 19 Uhr – ich will auch ein Boot, denke ich, aber es macht ja auch Arbeit und dann muss man sich immer kümmern, so ein Boot ist ja wie ein Haustier. Aber Sonne und Wasser funktionieren natürlich immer, Glück und Entspanntheit auf Knopfdruck.
Am Ende baden wir noch in der Bille, ein perfekter Abschluss für einen perfekten Tag. Das Wasser ist erstaunlich warm. Herrlich, alles. Danke, Frank und Anja! Und danke, Tante.

Als wir nach Hause kommen, ist ein Päckchen angekommen, und drin ist: ein Spätzlehobel! Schuld ist mal wieder Anke, seit deren Blogeintrag ich das auch ausprobieren wollte. Jetzt also endlich bestellt und gleich probiert, und – der Wahnsinn! Meine Spätzle sehen aus wie richtige Spätzle! Nicht, dass ich irgendwas von Spätzle verstünde, aber: herrlich, Kinder! Nach dem Tag auf dem Wasser also ordentlich Käsespätzle, passt jetzt nicht so richtig zusammen, Elbe und Spätzle, aber habe ich schon gesagt, was für ein wunderbarer Tag das war?

Heute dann weitergearbeitet, zwischendurch eine Runde gelaufen. Völlige Schnapsidee, das über Mittag zu machen. Ein neues Feature ist „Runtastic“, eine iPhone-App, die einem sagt, wie weit man gelaufen ist, wie lange man gebraucht hat, was das Durchschnittstempo war, und wieviele Kalorien man verbraucht hat. Ich musste zwischendurch immer wieder gehen, es war so heiß, und ich habe auch manchmal das Gefühl, doch eine Winzigkeit sowas wie Heuschnupfen zu haben, jedenfalls kriege ich beim Laufen im Frühjahr manchmal nicht ganz so gut Luft wie sonst. Was natürlich alles nur Ausreden sind, in Wahrheit bin ich einfach wieder ziemlich unfit, also jetzt mal Tacheles: 6 km in 40 Minuten. Wie gesagt, immer wieder zwischendurch gegangen. Und außerdem schafft die App den Weg durch irgendwelche unregistrierten Grünstreifen und Parks nicht richtig, aber egal, insgesamt dürfte die Entfernung ungefähr hinkommen. Ich muss unbedingt wieder öfter laufen, erstens sowieso, zweitens wei-el: wir haben die 10 Leute zusammen und laufen beim Hafencitylauf mit! Yeah!
Und Ihr faulen Säcke steht dann bitte am 25. Juni an der Strecke, wir sind eine der letzten Gruppen und starten um 17.49 Uhr. Wisster Bescheid. Wir wollen Fähnchen, Plakate, Tröten und Jubel.

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7 Kommentare

  1. Jennie Sonntag, 5. Juni 2011 um 18:01 Uhr [Link]

    Tröten, hihi. Hätte ich Zeit, ich käme hin und brächte meine Vuvuzela. (Konjunktiv I for the win.) Lustigerweise bin ich heute auch gelaufen, ich bin aber eher die 15-Minuten-Frau. Das reicht mir dann schon. Immerhin: es war das dritte Mal diese Woche. Yeah! :)
    Bin jetzt sehr neidisch auf den Spätzlehobel; der Gatte hat ihn bei Anke natürlich auch schon entdeckt, seine purchase policy „viel Geld ausgeben für etwas, das man nur für eine einzige Sache benutzen kann – nö!“ hält uns leider noch ab. Ich arbeite dran. Bis dahin tweetest du bitte ab und zu, wie super der Hobel ist, ja? Danke.
    Und jetzt wieder ab an die Ü.

  2. Isabel Bogdan Sonntag, 5. Juni 2011 um 18:05 Uhr [Link]

    Ha, der Spätzlehobel fällt nicht mal unter „viel Geld ausgeben“, war deutlich reduziert, ich habe den hier beim bösen Amazon bestellt. Überzeugt hat mich der Wortlaut der Kundenrezension:
    „Der Hobel hobelt, wie es ihm bestimmt ist.“

    Lieber Jenniegatte: koofen. Echtjetztma, das ist super. (Twittern kann ich gerade nicht, ich hab mich ausgesperrt. Aus Gründen.)

  3. Isabel Bogdan Sonntag, 5. Juni 2011 um 20:22 Uhr [Link]

    Ach ja, und das da oben ist Konjunktiv II. Irrealis. Korrekterweise.

  4. Zahnwart Montag, 6. Juni 2011 um 11:58 Uhr [Link]

    Zum Thema „Ich will auch ein Boot“ schrieb Harald Martenstein vor Jahren einmal eine Glosse in der Zeit: http://www.zeit.de/2005/21/Titel_2fMartenstein_21 (Man kann Martenstein kritisch gegenüber stehen, ja, man kann ihn als kleingeistigen Reaktionär abtun. Aber der Bootstext ist wirklich gut.)

  5. Isabel Bogdan Montag, 6. Juni 2011 um 12:12 Uhr [Link]

    Ich mag den Herrn Martenstein ja, weil er so ein freundlicher Mensch ist. Und der Text ist auch schön, danke! Mein Lieblings-Martenstein-Text ist der mit Paolo Coelho. Großes Kino.

  6. R Dienstag, 7. Juni 2011 um 22:24 Uhr [Link]

    Hier gucke ich nie wieder rein! Erst mit lauter Bootsbildern neidisch machen und dann mit lauter (sogar in den Kommentaren!) versteckten Links vom Hundertsten ins Tausendste schicken, damit man zu nichts mehr kommt.

    Schlimm.

  7. Isabel Bogdan Dienstag, 7. Juni 2011 um 22:35 Uhr [Link]

    Ja, das ist auch reine Bosheit.

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